Mama & Mama – Maries Geschichte
Mutter von 2 Spenderkindern
Treffen Sie Marie, eine 29-jährige Frau aus Aarhus in Dänemark. Marie ist im achten Jahr mit Sara verheiratet und sie haben zusammen zwei Kinder, die sechseinhalbjährige Benedikte und den vierjährigen Vilfred. Im Alltag betreibt Marie den Instagram Account „Morogmor“ und in diesem Blogeintrag möchte sie ein wenig über ihre Familie erzählen, wie sie ihren Samenspender ausgewählt haben und wie ihre Familie funktioniert.
„Mama, wieso habe ich zwei Mütter?“
„Weil Mutter-Marie und Mama-Sara so unglaublich gerne eine Familie haben wollten. Eine Familie, wo Marie die Mutter und Sara die Mama ist und ein kleines Mädchen, das wir Benedikte nennen konnten.“ So beantwortet Marie die Frage, wenn Benedikte fragt, weshalb sie zwei Mütter hat. Marie und Sara waren nur zwei Jahre zusammen, als sie begannen darüber zu sprechen eine Familie zu gründen. Da Sara älter als Marie ist, mussten sie nicht lange warten und Sara wurde deshalb auch die Person, die als erstes schwanger wurde. Es war eine einfache Entscheidung und Sara wurde beim ersten Versuch in einer privaten Klinik schwanger. Kurz danach wurde das Paar mit ihrem Sohn Vilfred schwanger, den Marie geboren hat.
„Alle verdienen eine Familie“
Marie und Sara mussten sich in kürzester Zeit für einen Samenspender entscheiden. Die Wahl fiel auf einen ID-Release Spender, da dies für das Paar am natürlichsten erschien. „Für uns machte es am meisten Sinn, die Lösung zu wählen, bei der wir nicht so tun, als würde Sperma keine Rolle spielen.“ sagt Marie und erläutert „Ich finde es OK meinen Kindern zu zeigen, dass ein Mann mit einer DNA beteiligt ist und das kann ich meinen Kindern anbieten, indem ich einen Samenspender mit einer bekannten Identität wähle.“ Das Paar möchte seine Möglichkeiten gegenüber den Kindern offenhalten. „Die Fragen können weniger Platz beanspruchen, wenn man weiß, dass es möglich ist, Antworten zu erhalten.“ erklärt Marie über ihre Philosophie.
Zusätzlich zum Spenderstatus, bei dem die Freigabe von Ausweisen möglich ist, war die Auswahl des Spenders ein intuitiver und unterhaltsamer Prozess. „Wir saßen Zuhause vor dem Computer und haben uns die angeschaut, bei denen wir das beste Bauchgefühl hatten.“ erklärt sie und sagt, „wir haben uns Kinderbilder angeschaut und haben dann einen Samenspender gefunden, der aus dem Grund Samenspender wurde, weil alle eine Familie verdienen. Deshalb haben wir uns für ihn entschieden.“ Die Beweggründe des Samenspenders gaben Marie und Sara das richtige Bauchgefühl. „Die Motivation unseres Samenspenders war einfach sehr toll und deshalb haben wir ihn gewählt“. Das Paar hat den gleichen Samenspender für beide Kinder gewählt. Der, der sie am glücklichsten gemacht hat. Auf diese Weise gab ihr Spender ihnen tatsächlich die Gewissheit, dass sie ein kleines Wunder bekommen würden. Denn ja, jeder verdient eine Familie.
Eltern werden miteinander Eltern
Aber was ist eigentlich Familie? Im Jahr 2021 gibt es ganz verschiedene Arten, eine Familie zu sein. Sara und Marie müssen ihren Kindern nicht erzählen und zeigen, dass es nicht seltsam ist, dass ihre Kinder keinen Vater haben. „Eltern werden miteinander Eltern und nicht mit einem Samenspender,“ sagt Marie und erläutert: „Die Eltern sind diejenigen, die in dem Leben des Kindes sind. Die Eltern sind diejenigen, die im Alltag da sind und den Kindern Liebe geben“.
Dies heißt aber nicht, dass Sara und Marie nicht über den Samenspender reden. „Gegenüber den Kindern sind wir sehr ehrlich,“ erzählt sie und fügt hinzu: „Wir haben ihnen erzählt, dass man beim Arzt Männer finden kann, die einem helfen wollen.“ Sie haben den Kindern Videos auf YouTube darüber gezeigt, wie das Ei und die Samen zu einem Baby werden und daraus haben sich richtig gute Gespräche entwickelt: „Wir haben mit unseren Kindern darüber geredet, dass man beim Arzt Hilfe bekommen kann, wenn man sich ein Kinder wünscht, wenn man nicht selber Samen hat und das haben wir ja nicht,“ sagt Marie.
Das Wort „Spender“ und Kinderlogik
Aber wie redet man über den Samenspender bei Marie und Sara zu Hause? „Wir sagen einfach Samenspender“ erzählt Marie und erläutert: „Es ist ein gutes Wort und es nicht gefährlich es zu benutzen. Wir finden nicht, dass man sich von der Wirklichkeit erschrecken soll, in die man sich selbst begeben hat.“ Die Familie weicht auch nicht davon ab, ihren Kindern die „Wirklichkeit“ zu zeigen. Mit ihren Kindern spielen sie beispielsweise Spiele, in denen einer von ihnen als „Vater“ agiert. „Die Kinder hören das Wort ´Vater´ in der Kindergrippe bzw. im Kindergarten, und es ist ganz natürlich, dieses Konzept ausprobieren zu wollen,“ sagt Marie. Marie und Sara spielen gerne mit, auf die gleiche Art und Weise, wie sie auch andere Spiele zuhause spielen. Oder sie spielen Fußball oder machen Essen zusammen. Für sie ist Spielen und Neugier gesund. Laut Marie sind es die Erwachsenen, die die Dinge überkomplizieren und wir müssten alle ein wenig „Kinderlogik“ unserem Leben hinzufügen: „Die Logik der Kinder ist sehr simpel. Die Menschen, die wir in unserem Leben haben – es sind die, die wir lieben. Die, die nett zu uns sind – die mögen und erinnern wir“, sagt Marie und erläutert: „Kinder sind so unmittelbar und wir sollten es alle mal wie die Kinder machen. Es wäre ein einfacheres Leben, wenn wir auch mal die Kinderlogik übernehmen würden.“ Marie uns Sara erleben sogar, dass ihre Kinder finden, dass ihre Familie im Vergleich zu anderen Familien, wo die Mutter und der Vater geschieden sind oder eine andere Hautfarbe haben, ein wenig langweilig ist. „Wir sind einfach lesbisch“, lacht Marie. Aus dem gleichen Grund verwenden sie nicht die Wörter „lesbisch“ und „Regenbogenfamilie“ bei ihnen zuhause. Sie verhalten sich nicht anders als alle anderen gegenüber deren Eltern. Sie sind einfach Eltern.
Eine ganz normale Familie mit Mutter und Mama
Eine Sache ist, wie man seinen Kindern über einen Samenspender erzählt, eine andere Sache ist, wie es die Umwelt macht. Marie und Saras Kinder erleben es noch nicht wirklich, aber weil Kinder so direkt sind, fragen die anderen Kinder im Kindergarten manchmal Marie „Wo ist Benediktes Vater?“, wenn sie ihr Kind abholt. Marie antwortet normalerweise „Benedikte hat keinen Vater, sondern eine Mutter und eine Mama“, worauf die Reaktion oft ist „schade, wir haben nur eine Mutter und einen Vater“ erzählt Marie und sagt mit einem Lachen: „Dann leihen sie Sara, damit ist sie Mama für viele Kinder.“ Das Kind des Paares Benedikte kann dementsprechend auch schnell eine Antwort darauf geben, wenn sie in seltenen Fällen zu ihrer Familie gefragt wird „sie sagt einfach: „Meine Eltern wurden ineinander verliebt und dann haben sie mich bekommen.“ Sie spürt keinen Unterschied, es ist sehr natürlich für sie,“ erklärt Marie. Manchmal gibt es welche, die finden, dass wir anders sind, aber dann erklärt Marie ihrer Tochter, dass manche Menschen vor langer Zeit diesen Standpunkt hatten, aber dass es heute anders ist. Benedikte ist ein kleines Mädchen mit einer großen Willensstärke. Sie mag es, zu fremden Menschen hinzulaufen und ihre Familie zu präsentieren. Der Jüngste ist noch nicht so weit und er muss im Moment auch noch keine Stellung dazu nehmen. Manchmal fragt er einen seiner Eltern „Bist du mein Vater?“ und dann spielen sie, dass entweder Marie oder Sara der Vater ist. Für sie ist es ganz natürlich, dass der „Vater“ ein Teil des Spielens und Aufwachsens ist, genauso wie es ganz natürlich ist, dass Vilfred und Benedikte eine Mutter und eine Mama haben.
Der Samenspender ist ein ganz normaler Mensch
Zu der Frage, inwieweit man bei der Wahl des Samenspenders den ID-Release mit in Betracht zieht oder nicht, haben sich Sara und Marie dazu entschieden, die Tür für die Kinder offenzulassen und den Kindern somit die Möglichkeit zu geben, mit ihrem Samenspender Kontakt aufzunehmen, sobald sie 18 Jahre alt sind. „Wenn ich das Spenderkind wäre, würde ich wahrscheinlich irgendwann in meinem Leben den Wunsch haben, zu meinem Samenspender Kontakt aufzunehmen,“ erklärt Marie und erläutert: „Beispielweise in meinen Teenagerjahren, in meinen 20’er Jahren, wenn ich schwanger werde oder in anderen Situationen, wo man aus dem einen oder anderen Grund sein Leben überdenkt.“ Das Paar ist der Überzeugung, dass wenn das Spenderkind Antworten sucht, kann ein Treffen mit dem Samenspender hilfreich sein, um die Puzzleteile des Lebens richtig einordnen zu können. „Aber es ist nicht bei so einem Treffen, bei dem man aufgeklärt wird. Es kann jedoch ein Schritt in die richtige Richtung sein. Für manche ist es lediglich Neugier,” sagt Marie. Sie hofft, dass ihre Kinder in solchen Situationen den Kontakt aufnehmen und herausfinden, dass ihr Samenspender ein ganz normaler Mensch ist und kein Orakel, der die Fragen des Lebens beantworten kann. Die Antworten muss man in sich selbst finden.
Die Welt wird sich um dich herum einrichten
Bei der Reise Kinder zu bekommen und Eltern zu werden, auf welche Art man es nun macht, rät Marie anderen dazu, dass man auf sein Bauchgefühl hören und sich dazu entscheiden soll, was für einen selbst am sinnvollsten ist. „Wir sind so gute Eltern, dass ich darüber überrascht bin, wie wenig Sorgen ich mir eigentlich hätte machen sollen,“ sagt Marie und erläutert: „Das Wichtigste ist, dass wir gesunde Kinder haben. Man muss sich nicht über Hinweise und andere Sachen Sorgen machen. Die Welt wird sich um dich herum einrichten.“ Auch wenn du viele ungeklärte Fragen und Sorgen hast, bevor du alleine oder mit einem Partner versuchst Kinder zu bekommen, gibt es eine Sache, die laut Marie ganz sicher ist und das ist, dass die Reise bei dir anfängt und aufhört: „You do you,“ rundet Marie mit einem Lächeln im Gesicht ab.
Ein großes Dankeschön an Marie für die Teilnahme in diesem Blogeintrag und dass sie ihre fantastische Geschichte mit uns teilt. Sie können Marie über den Account Mor&Mor auf Instagram und ihrem Blog folgen. Halten Sie evtl. Ausschau nach ihrem bevorstehenden Vielfalts-Malbuch für Kinder, Plakate und vieles mehr.